Mehrere Sprachen (englisch, französisch, spanisch, usw.) verwenden denselben Begriff für Tarock und Tarot.
Im deutschen Sprachgebrauch steht Tarock eher für eine Familie von Kartenspielen, während Tarot eher für
Spielkarten zu spirituellen Zwecken verwendet wird.
Beiden gemeinsam ist ein charakteristisches Blatt mit 4 Farben und zusätzlich einer Serie
mit dauerhaften Trümpfen. Dabei umfasst das klassische Blatt, wie es für das französische Tarock
(Tarot) oder das Troccas im Kanton Graubünden benutzt wird, 78 Karten:
- 4 Farben zu je 14 Werten: 1 bis 10, Bube, Reiter, Dame, König
- Trumpfreihe mit 22 Werten: 1 bis 21 plus der Narr ohne Zahl
Die Karten für spirituelle Zwecke finden sich auf einer eigenen Seite
Tarot-Decks und Wahrsage-Karten.
Die meisten Autoren sind sich einig, dass Spielkarten in Europa seit dem Ende des 14. Jahrhunderts existieren.
Viel später erschienen die Trionfi, also die Trümpfe, und erst am Übergang zum 16. Jahrhundert taucht
der Begriff Tarocchi erstmals auf.
Die ursprünglich lateinischen Farbzeichen, Münzen, Schwerter, Becher und Stäbe, wurden etwa um 1750
nördlich der Alpen durch die französischen Farben, Herz, Pik, Karo und Kreuz, ersetzt.
Gleichzeitig wurden neue Bilderreihen eingeführt, als Alternativen zu der nicht, oder nicht mehr,
verständlichen, ursprünglichen Bildfolge der Trümpfe.
Das Tarot de Marseille gehört zu den ältesten und ursprünglichsten Tarock-Decks. Es wurde nach 1500 in Südfrankreich populär. Alle Karten sind einköpfig. Die 22 Trumpf-Karten zeigen Bilder, die sich von den Bildern der übrigen Spielkarten (in 4 lateinischen Farben: Schwerter, Münzen, Becher und Stäbe) unterscheiden. 21 dieser Karten sind seit dem 16. Jahrhundert nummeriert. Die Karte des Narren trägt traditionell entweder keine Zahl, oder sie wird mit der Null bezeichnet. Die Bilder haben immer die gleiche Reihenfolge resp. Zuordnung zu den Nummern.
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Narr Magier Päpstin Kaiserin Kaiser Papst Liebende Wagen Gerechtigkeit Eremit Rad Kraft Gehängte Tod Ausgeglichenheit Teufel Turm Stern Mond Sonne Gericht Welt |
Ancien Tarot de Marseille
Sammlungs-Nr. 6014
Mini-Ausgabe nach Paul Marteau 1930Grimaud, 1982, 74 x 40mm, Rückseite Gitter-Muster blau auf weiss Kartonbox, 78 + 2 Karten, 32seitiges Begleitpapier |
Das Besançon-Tarock leitet sich vermutlich vom Marseiller-Tarock ab. Es hat ebenfalls die lateinischen Farben: Schwerter, Münzen, Becher und Stäbe, weist aber bei den Trumpfkarten einige Unterschiede auf. So zeigen die Trumpfkarten (II) und (V) anstelle von Päpstin und Papst die römischen Gottheiten Juno und Jupiter. Oft zielt Amor mit verbundenen Augen auf die Liebenden (VI) und der Mond (XVIII) erscheint von vorne statt von der Seite. Die Welt (XXI) ist stehend statt tanzend dargestellt.
1JJ Swiss Tarot Cards
Sammlungs-Nr. 6045
AG Müller für U.S.Game Systems, 1974 nach einem Original von J.G.Rauch um 1835111 x 61mm, Rückseite Diagonal-Muster blau⁄schwarz auf hellbraun Kartonbox, 78 + 2 Karten, 96seitiges Begleitheft englisch |
Marsiglia
Sammlungs-Nr. 6001
Heron, nach N.Conver um 1761112 x 61mm Kartonbox, 78 + 1 Karten |
In Frankreich ist Tarot als Spiel für 4 Personen verbreitet. Es wird von der Fédération française
de tarot gefördert und reglementiert. Regionale, nationale und internationale Turniere werden in verschiedenen Klassen
ausgetragen. Dabei kommt normalerweise ein Deck mit 78 Karten zum Einsatz. Da auf den 22 Trumpfkarten jeweils 2 Szenen
aus dem bürgerlichen Umfeld dargestellt sind, wird das Deck auch als Bürger Tarock bezeichnet.
Ein besonderes Bürger Tarock ist das Jugenstil-Tarock von Ditha Moser. Es wurde 1906 nach Entwürfen
von Ditha Moser hergestellt von Albert Berger (Druck) und Josef Glanz (Spielkarteausführung).
Die Firma Piatnik produzierte 1972 und 1982 je eine Neuauflage des Spiels.
Wie in Östereich üblich, ist das ein verkürztes Deck mit 1, 2, 3, 4 bei den roten und 7, 8, 9, 10
bei den schwarzen Farben.
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In Östereich, Ungarn und anderen Ländern der ehemaligen Donaumonarchie wird "König rufen"
gespielt. Dazu dient ein verkürztes Deck mit den französischen Farben Herz, Pik, Karo und Kreuz mit je 8 Karten.
Bei den roten Farben sind dies die Werte 1, 2, 3, 4, Bube, Reiter, Dame und König, bei den schwarzen 7, 8, 9, 10,
und ebenfalls die Figuren Bube, Reiter, Dame und König.
Das Deck existiert seit dem 19.Jahrhundert. Der Name kommt vom Schriftzug am Felsen, auf der Trumpf-II-Karte.
Dabei steht "Industrie" für Fleiss. Der Bürger kann mit "Fleiss und Glück"
im Leben Erfolg haben.
Anstelle der klassischen Darstellungen auf den Trümpfen sind jeweils zwei gegenüberliegende
Genreszenen aus dem ländlichen, dörflichen oder höfischen Leben abgebildet.
Neben verschiedenen Tätigkeiten beruflicher oder vergnüglicher Natur sind immer wieder auch
Szenen mit Mutter und Kind oder Liebespaaren zu sehen.
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Unter dem Namen Cego wird in Süddeutschland ein Spiel mit einem 54-Karten Tarock-Deck gespielt.
Dabei kommt oft ein sogenanntes Tier-Tarock zum Zug. Dies ist ein Tarock mit den französischen
Farben Herz, Pik, Karo und Kreuz. Die Figuren umfassen Bube, Reiter, Dame und König, die roten
und schwarzen Zahlenkarten jeweils 1, 2, 3, 4 respektive 7, 8, 9 und 10.
Die Trumpfkarten ausser Narr und Trumpf-1 (Pagat) zeigen je zwei Bilder mit Tieren unter grossen
arabischen Zahlen in rötlichen Balken. Ebenso wie beim "Industrie und Glück Tarock"
scheint es hier eine Art Vorläufer der Senioren- oder "Opti-"Jasskarten zu geben.
Zum Teil sind auf den beiden Kartenhälften jeweils männliche und weibliche Tiere der
gleichen Art dargestellt.
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