Verschiedene Künstler haben sich für die Gestaltung von Spielkarten engagiert.
Im Jahr 2008 feierte die Cartophilia Helvetica, die Vereinigung der Schweizer Spielkartensammler, ihr
30-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass liess die Cartophilia ein eigenes Jubiläumsspiel produzieren.
Der Entwurf für das Spiel stammt von der Grafikerin Anna Haas (aus Fribourg) aktuell in Zürich.
Das Spiel umfasst 36 Karten mit Figuren in der Kleidung und mit den Attributen des Französischschweizer
Standard-Bildes. Die Bildkarten gleichen dem Bild von AG Müller, sind aber eigene Kreationen, bei denen
verschiedene Unschönheiten des Standard-Bildes korrigiert sind.
Alle Bildkarten sind auf jeweils eine Farbe plus Schwarz reduziert. Dabei ist jeder Kartenfarbe eine
eigene Farbgruppe für die Zeichnungen der Personen zugeordnet.
Die vier Asse tragen den Schriftzug "30 Jahre Cartophilia Helvetica", in den vier Landessprachen,
sowie ein gezeichnetes Kartenhaus. Dieses Kartenhaus, kleiner und aufgereiht, taucht als Muster
auf den Rückseiten der Karten wieder auf.
Das Spiel wurde 1972 von VEB Altenburg herausgegeben.
Es umfasst 54 Karten, bei denen die Bildkarten und Joker besonders schön gestaltet sind.
Die Gestalterin des Spiels, Hannelore Heise, * 1941 in Widminnen (Ostpreussen), ist seit 1980 als Lehrerin
an der Burg Giebichstein Kunsthochschule in Halle, Sachsen-Anhalt, tätig.
Sie hat neben Spielkarten auch Bücher, Briefmarken und architekturbezogene Arbeiten entworfen
und sich dabei vor allem mit der Schrift auseinander gesetzt.
Alle Personen auf den Bildkarten einer Kartenfarbe tragen Gewänder in der selben vorherrschenden Farbe,
und sie halten die selben Blumen.
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Egbert Moehsnang, Maler und Kupferstecher, * 1927 in Amberg/Bayern, in Bern domiziliert, schuf diverse
Werke in verschiedenen Techniken, darunter auch mehrere Entwürfe für Spielkarten.
Die Firma AG Müller versuchte 1982 ein neues Kartenbild als Deutschschweizer Standardbild
einzuführen
Das neue Kartenbild existiert in zwei farblich leicht unterschiedlichen Versionen. Es konnte sich
aber bei den Jassern nicht durchsetzen.
Der Grafiker und Street-Art-Künstler Marco Schmid, * 1981 in Luzern, hat die Deutschschweizer
Karten komplett neu designed. Dabei verband er die Tradition von Jassen und Sagenfiguren einerseits
mit der Moderne von Stencil-Technik, Street-Art und ergonomischen Regeln anderseits.
Die vier traditionellen Kartenfarben haben je eine eigene Hintergrundfarbe erhalten, damit sie
einfacher zu unterscheiden sind. Asse, Banner und Zahlenkarten verleugnen ihre Herkunft vom
Deutschschweizer Standardbild nicht. Die Bildkarten hingegen zeigen Luzerner Sagenfiguren anstelle
der bekannten Unter, Ober und Könige. Dabei haben es endlich auch weibliche Figuren auf die
Deutschschweizer Jassarten geschafft!
Das Spiel wird in einem Etui, zusammen mit einem kleinen Begleitheft, angeboten.
Dieses enthält Kürzest-Sagen, mit denen der Autor, Schauspieler und Musiker Dominic Deville
die 12 dargestellten Figuren vorstellt, frei nach dem Motto:
Denn gar Schauriges gibt es zu berichten aus dem Luzernerland und von seinen sagenhaften
Bewohnern!
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Léon Schnyder, * 1935 in Kriens, + 2016 in Luzern, war Grafiker und Spielkartenmacher.
Er hat verschiedene grossartige Arbeiten im Zusammenhang mit Spielkarten ausgeführt.
Die bekanntesten sind bestimmt seine Fasnachts-Karten für
Kriens, Luzern und Schwyz.
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Der folgende Text wurde mit freundlicher Erlaubnis des Autors, Léon Schnyder,
vom Begleitpapier zum Typo Jass kopiert.
Nur im Spiel kann der Mensch ganz Mensch sein!
Schon im vierzehnten Jahrhundert druckte man ab Holzstöcken Heiligenbilder und Spielkarten,
lange bevor Gutenberg um 1440 die Buchdruckerkunst erfand.
Das Sortiment der beweglichen Lettern wurde in der Folge immer umfangreicher.
Durch geometrische und pflanzliche Ornamente, Zierleisten, Federzüge in Blei
sowie Linien aller Art und typographische Elemente in Messing wurde die Gestaltungspalette
der Schriftsetzer ständig erweitert. Aus dieser Tradition und dem alten Fundus
geometrischer Elemente gestaltete der Krienser Grafiker und Spielkartenmacher Leon Schnyder
dieses Kartenspiel.
Die vier Farben des Spiels sind Europa und dem Orient gewidmet.
Das Arbeiten mit Elementen und Linien in dieser gestalterischen Konsequenz war eine echte
Herausforderung an das Satzzteam, das mit Ausschluss, Quadraten, Regletten und viel Freude
die Figuren- und Zahlenkarten vom Entwurf in Blei und Messsing von Hand umzusetzen hatte.
Nicht anbieten was alle können!
In einer Branche, die den Wandel als ständigen Begleiter nicht nur kennt, sondem mit ihm
leben gelernt hat, ist die Tradition trotzdem das Fundament.
Vom festen Boden aus lassen sich Veränderungen nicht nur ertragen, sie sind sozusagen willkommen.
So haben wir mit grosser Freude die Vorschläge des Krienser Grafikers und Spielkartenmachers
Leon Schnyder akzeptiert und dank unseren Mitarbeitern auch realisiert.
Es sind noch echte "Schwarzkünstler" mit ein wenig Messing und Blei im Blut.
Sie haben in vielen Zusatzstunden die vorliegenden Wunderwerke zusammen mit Leon Schnyder
von Hand gesetzt und im Buchdruck gedruckt.
Und dann wäre noch die Haas'sche Schriftgiesserei in Münchenstein und ihr feinsinniger
Besitzer zu nennen, der mit grosser Begeisterung das Seine beitrug.
Die vielen Elemente wurden in feinster Arbeit für uns hergestellt.
Zwar besitzen wir unseren "Blei-Nostalgiekeller".
So viele Elemente aber konnten wir nicht bereitstellen.
Und das Ganze wäre somit wieder ein Mosaikstein unserer Firmenphilosophie!
Begeisterte Zusammenarbeit schafft (fast) Unvergängliches!
Im Namen der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates der Brunner AG
Josef Christen, Verwaltungsratspräsident
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Im Folgenden, kopiert vom Begleittext zum Knast Jass, kommt der Künstler selber zu Wort.
Das "Knast Jass" der Grafikers und Kartenmachers Léon Schnyder ist Kritik und
Auflehnung gegen den Bau eines Gefängnisses des Kantons Luzern direkt an sein Wohnquartier.
Die aussergewöhliche Technik der Gestaltung "Schablonierung mittels Fingerabruck"
ist künstlerische Thematisierung und gültige Ausdrucksform.
Die Rückseite des Kartons enthält eine nette Sammlung von kräftigen Ausdrücken zum Thema
Knast und Verbrecher
Mer seid dene Charte au:
Herniwöschzädle for d'Lozärner Regierig,
Bonker-Tarock,
Chefi-Helgali,
Chéschte-Brättli,
Efeuhüsli-Bättbüechli,
Erholigsheimeligi Zädali,
Fengerbeeri-Bibliothek,
Huusornig vom "Grosshof" oder
Loch-Jass vom "Grossloch",
Kerker-Bébel,
Schpaarböchse-Tèckle,
Tofis-Gambelerblèttli,
Wénde-Chénde-Akzie,
Zochthuus-Kaländer oder au
Zwénger-Tapeete -
met eme böse Bleck of alli
nüdnötzige Politiker,
truurige Fötzle,
uusgmachte Vagante,
schrège Vögel,
lätzgschträälete Chäibe,
Längfengerzönftler,
Todschläger ond Mordbuebe,
wo a de Pranger
oder i de Karzer müesstid,
i Haft oder im Arräscht
settid hocke,
gseebeti Loft bruuchtid,
of Nommere Secher oder
hender schwedischi Gardine
ghöörtid
Im Jahr 1966 entwarf André Stehlé für das Grafische Büro Heidelberger &
Schneider ein sehr modernes Spiel mit Deutschschweizer Farben.
Die Karten zeigen stark abstrahierte, moderne Darstellungen, die aber trotzdem ihre Herkunft
vom Deutschschweizer Bild erkennen lassen.
Jede Kartenfarbe wird durch eine Haupt- und eine oder mehrere Neben-Farben bestimmt.
Die Figuren sind, abgesehen von den Farbsymbolen und der Farbgestaltung, jeweils pro Wert gleich.
Urban Trösch entwarf und malte 2009 auf Anregung der Herausgeberin Regula Elizabeth Fiechter
ein Jass mit vermenschlichten Katzenfiguren in vornehmer Kleidung
Urban Trösch, * 1954 in Zürich, lebt als freischaffender Künstler seit 1968 in Bern.
Seine Eitemperabilder und Farbstiftmalereien mit meist mystisch-spirituellen Inhalten
sind zu seinem Markenzeichen geworden und erfreuen die Herzen vieler privater Sammler.
Abseits vom aktuellen Kunstbetrieb schafft sich Urban Trösch eine eigene Welt, die ihm gelebte
Harmonie bedeutet. In sporadischen Ausstellungen präsentiert er sein aktuelles Schaffen.
Weitere Infos unter www.urbantroesch.ch
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