Die Spiele-Handlung Spielbrett in Basel hat von 1982 bis 1992 jedes Jahr einen Künstler oder eine
Künstler-Gruppe eingeladen, ein Kartenspiel zur Basler Fasnacht zu entwerfen. So entstand über die Jahre
ein grossartiges Kaleidoskop an Darstellungen der Basler Fasnacht aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Auch Künstler in anderen Ortschaften liessen sich für die Gestaltung von
Spielkarten durch die Fasnacht inspirieren.
1982 wurden die Basler Fasnachtskarten von Alfred Robert "Agi" Sager gestaltet.
Agi Sager, *1944 in Basel, ist freischaffender Grafiker. Nach der Kunstgewerbeschule bildete er sich an der
Visualartschool weiter. Er schuf Aquarell- und Acryl-Bilder, Linol- und Holz-Schnitte sowie Holz-
und Stahl-Plastiken, die er in verschiedenen Einzel- und Gruppen-Ausstellungen präsentierte.
Alle Karten zeigen Zeichnungen in der Art von Tuschekritzeleien. Bei den Bildkarten sind diese aquarellartig
eingefärbt.
Auf den Buben sind Trommler zu sehen, die Damen zeigen Pfeifferinnen, und auf den Königen marschieren
Tambourmajore in verschiedenen Gewändern. Auf jedem As ist das Farbsymbol als grosse Laterne skizziert.
Auf den Joker-Karten taucht der Ueli auf, eine weitere typische Basler Fasnachtsfigur, wahrscheinlich
abgeleitet vom mittelalterlichen Hofnarren mit Narrenkappe und zweifarbigem Kostüm mit Schellen.
Auf den Rückseiten sind Reihen von Basler-Stäben kopfüber, kopfunter gezeichnet, als ob der Künstler
gedankenverloren etwas vor sich hin gekritzelt hätte.
1983 wurden die Basler Fasnachtskarten durch die beiden Künstler Fredy Prack und René Beuret gestaltet.
Die Bildkarten zeigen drei traditionelle Basler Fasnachtsfiguren (Lällekönig, Alti Dante, Waggis)
mit den typischen Attributen einer Clique (Tambour-Stab, Trommel, Pfeife und Laterne). Die Bilder sind
holzschitt-artig mit dicken schwarzen Linien und unifarbenen Flächen ausgeführt.
Bei den Assen wird ein grosses, zentrales Farbsymbol von gleichfarbigen Räppli (Konfetti) umgeben.
Die Zahlenkarten zeigen die Farbsymbole gestreut wie Konfetti. Das Thema der Konfetti
wird auch auf der Rückseite der Karten wieder aufgenommmen, dort allerdings ohne Farben.
Angesichts der Bedeutung, die den Räppli bei den Corteges (Umzügen) der Basler Fasnacht
zukommt, finde ich dieses Leitmotiv auf den Karten sehr passend.
Die Joker sind im gleichen Stil gestaltet, wie die Bildkarten. Sie zeigen einen Ueli. Eine ähnliche Figur
kommt, unabhängig von der Fasnacht, bei verschiedenen Herstellern auf der Joker-Karte vor.
1984 wurden die Basler Fasnachtskarten durch Robert Hiltbrand gestaltet.
Robert Hiltbrand, *1929, + 2003, war ein bekannter Basler Grafiker und Künstler.
Er war Mitglied der legendären Fasnachts-Clique Kuttlebutzer mit Jean Tinguely und anderen.
Neben seiner Arbeit als Illustrator entwarf er vor allem Plakate, unter anderem für
Sonderausstellungen in Museen.
Die Bildkarten zeigen sehr bunte, moderne Darstellungen von maskierten Figuren.
Als Könige treten ein Tambourmajor und drei Trommler auf, die Damen sind als Pfeiferinnen unterwegs
und die Buben tragen Junte-Rössli.
Die Rückseite der Karten ziert ein schwarzer Basler-Stab. Dieser wirkt durch seine Proportionen
und das speziell gestaltete untere Ende wie eine Maske.
Zum Spiel gehört ein Begleitzettel mit Erklärungen zu den Ideen des Künstlers:
Robert Hiltbrand, der Gestalter der Basler Fasnachtskarten 1984, hat in den Kartenbildern Aussagen versteckt
oder den Sprachschatz der Basler Fasnächtler in Figuren übersetzt, welche von Nicht-Baslern kaum zu erraten
sind. Daher, als kleine Hilfe, einige kurze Erläuterungen.
Herz-König: Tambourmajor, der gravitätisch wie ein Pfau, nur nicht so leichtfüssig,
vor jeder Trommlergruppe einherschreitet.
Schaufel-König: Der Trommelkönig, der jedes Jahr in einer speziellen Konkurrenz vor der Fasnacht
erkoren wird.
Ecken-König: Ein Trommelhund, wie man die besonders angefressenen Ruesser nennt.
Kreuz-König: Ein Knöpfler, dessen. technische und rythmische Trommelqualitäten zu wünschen
übrig lassen.
Die Damen stellen Piccolo-Pfeiferinnen dar, deren Kostüme die Farbzeichen abwandeln.
Die Bauern sind Vortrabler und stecken in Junten-Rössli. Sie sind an der Fasnacht die Platzmacher und
laufen am Kopf des Zuges.
Die Joker sind Narren im Ueli-Kostüm, wie sie am Vogel Gryff (ein Kleinbasler Brauch) und zur Fasnachtszeit
auftreten. Sie stehen auf dem Kopf als Zeichen der verkehrten Welt, der Welt unter der Narrenkappe.
Einmal sitzt ihm der Bürger auf dem Hintern als Verkörperung des Herren, der mit den Narren nichts anfangen
kann, der glaubt seine heile Welt ertrüge keine Fasnachtszeit. Für ihn hat der Ueli nur die Pritsche bereit.
Auf dem zweiten Ueli steht seine Freundin, die Frau. Um sie kreisen seine Gedanken das ganze Jahr;
entsprechend auch das Symbol auf dem Stab.
Auf dem dritten Joker steht der Bajazzo, Clown, Spassmacher - sein liebster Freund.
Darum zeigt er auch den Narrenstab.
Die drei Joker zeigen je einen Ueli im Handstand in unterschiedlichen Farben. Darauf sitzen,
oder tanzen kleine Figuren in anderen Kostümen.
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1985 wurden die Basler Fasnachtskarten durch die beiden Künstler Gaston von Felten und Erwin Däppen gestaltet.
Bild- und Zahlenkarten stehen gestalterisch in einem eigenartigen Kontrast:
Während die Bildkarten wilde, Aquarell-Bilder von maskierten Gestalten mit schnabelartigen Nasen zeigen,
sind die Asse und Zahlenkarten streng geometrisch gestaltet. Sie zeigen die Farbsymbole halbiert in zwei
unterschiedlichen Farbtönen.
Auf den Jokern hat es dunkle Vögel im Schellengewand.
Die Rückseiten weisen ein violettes Rautenmuster auf, das an einen Blätzli-Bajass erinnert
1986 wurden die Basler Fasnachtskarten durch Dominik Heitz gestaltet.
Die Karten zeigen deutschschweizer Farben in Pastelltönen auf marmoriertem Hintergrund.
Dabei wird jede Kartenfarbe sowohl bei den Vordergrundzeichnungen als auch beim Hintergrund
von einer Farbe dominiert.
Auf den Bildkarten erscheinen verspielte, fast märchenartige Gestalten als König, Ober und Unter.
Die Zehner sind, wie das bei deutschschweizer Farben üblich ist, mit sehr schön gestalteten
Bannern ausgeführt. Alle Karten haben 2 Wert- und 2 Farb-Indizes und zusätzlich den Kartennamen
schwarz auf weiss in einem Balken geschrieben.
Diese Kartennamen tauchen auch auf den Rückseiten wieder auf.
Als Joker amtet eine Figur mit venezianischer Stabmaske, Dreispitzhut und Cape.
Auch hier ist der Hintergrund wieder marmoriert.
1987 wurden die Basler Fasnachtskarten durch Marianne Pomeroy gestaltet.
Leider finde ich über die Künstlerin keine Angaben. Es scheint quasi ein Einweg-Künstlername zu sein.
Die roten Farben, Herz und Karo, sind auf schwarzem Grund, die schwarzen Farben, Pik und Kreuz,
auf hellgrauem Grund dargestellt. Vielleicht zeigt die Künstlerin damit zwei Seiten der Basler Fasnacht.
Einerseits den Morgestraich mit den Figuren, die durch die Nacht ziehen, beleuchtet von den Laternen,
und anderseits den Cortège mit den Figuren am hellen Tag.
Als Umzug erscheinen auch die Zahlenkarten, bei denen die Farbsymbole wie ein Band quer über die
Karte angeordnet sind.
Bei den Jokerkarten, ebenfalls Tag und Nacht, kommt noch ein weiteres Element der Baslerfasnacht zum Vorschein.
Der Narr hält Zettel in der Hand und verkörpert damit wohl die Schnitzelbängg.
Auf den Rückseiten sind zwei Basler-Stäbe gespiegelt.
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1988 wurden die Basler Fasnachtskarten durch Hanns Studer gestaltet.
Hanns Studer, *1920, +2018, war ein bekannter Basler Maler, Ilustrator, Glaskünstler und Zeichnungslehrer.
Die Bildkarten zeigen holzschnittartige Bilder mit jeweils zwei Farben. An gewissen Stellen entsteht durch
Überlagerung eine dritte Farbe. Die Köpfe und vor allem die Kopfbedekungen der Damen und Könige nehmen,
in der Art von Verwandlungskarten, jeweils das Symbol der Kartenfarbe auf. Bei den Buben gibt es runde Masken mit
Hakennasen und einem Haarkranz wie aus Sonnenstrahlen.
Die Zahlenkarten weisen stempelartige Farbsymbole auf. Die Anordnung ist so, dass mit zunehmendem Wert jeweils ein
gestempeltes Symbol dazukommt.
Auf den Jokerkarten ist, in schwarz und grau ein Ueli, ein Narr im Schellengewand, zu sehen.
Auf den Rückseiten sind, in grau auf weiss respektive weiss auf grau, doppelgesichtige Masken dargestellt.
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Die Basler Fasnachtskarten 1989 wurden durch Karin Schaub gestaltet.
Karin Schaub, *1928 in Kanada, ist eine bekannte Basler Malerin, Zeichnerin und Grafikerin.
Grell bunte, fast rauschhafte Zeichnungen zieren die Bildkarten. Auf Königen und Damen sind Masken dargestellt,
auf den Buben marschieren Trommler, Pfeiffer, Laternenträger und Blumenauswerfer auf.
Die Asse und Zahlenkarten erscheinen demgegenüber geradezu brav konventionell.
Der Ueli auf den Jokerkarten hält einen Zettel, wie er bei den Schnitzelbänken verteilt wird, in der Hand.
Auch er ist sehr farbig gezeichnet.
Auf den Rückseiten strecken vier Basler-Stäbe die Köpfe zusammen.
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1990 wurden die Basler Fasnachtskarten durch die beiden Künstler Fifo Stricker und Mathias Zweifel gestaltet.
Die Karten von 1990 nehmen das alte Fasnachtsthema "verkehrte Welt" auf. So sind die Bildkarten, welche normalerweise,
beim internationalen Bild farbig sind, in schwarz-weiss gehalten, während die Zahlenkarten bunt daher kommen.
Farbige Streifen mit Ring-Segmenten und Balken oder Gittern zeigen ein wildes Bild, das auf allen Zahlenkarten
einer Farbe immer gleich ist.
Während pro Kartenfarbe ein Farbton vorherscht, sind bei den Jokerkarten auch die Farben wild verteilt.
Als Gegenpol dazu sind die Rückseiten, welche oft farbenfroh oder sogar mit Werbung gestaltet sind,
bei diesem Spiel in schlichtem Schwarz gehalten.
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Andreas His gestaltete die Basler Fasnachtskarten 1991.
His, *1928 in Basel, +2011 In Witterswil; war Kunstmaler und Lehrer in Illustration, Materialstudien, Naturstudien
und Gedächtniszeichnen an der Gewerbeschule.
Die Zahlenkarten zeigen schablonierte Farbsymbole in Malkreide.
Auf den Bildkarten sind ebenfalls Kreidezeichnungen zu sehen. Herz ist dem Zeichnen gewidmet, Pik dem Musizieren.
Kulinarische Freuden sind auf Karo dargestellt und Chilbi-Figuren auf Kreuz.
Die Joker zeigen einen Blätzli-Bajass in verschiedenen Posen.
Auf der Rückseite wird ein grau-weisses Streifenmuster in der Mitte durchbrochen durch 7 konzentrische Ringe,
in denen das Streifenmuster im Uhrzeigersinn verdreht ist.
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1992 wurden die Basler Fasnachtskarten durch das Künstlerehepaar Robine Clignett und Klaus Baumgärtner gestaltet.
Bei den Karten von 1992 dreht sich alles um das Thema Kleidung. Jede Kartenfarbe widmet sich einem Kleidungsstück:
Auf den König-Karten ist jeweils ein Kleidungsstück für Herren, auf den Damen-Karten ein passendes für
Damen und auf den Buben-Karten ein Kinder-Kleidungsstück gemalt. Die Anordnung der Farbsymbole auf den Zahlenkarten
erinnert an eine Krawatte (Herz), einen Reissverschluss (Pik), oder ein Gewebe (Karo) oder Gewirk (Kreuz).
Auf den Jokerkarten formt sich aus farbigen Quadraten ein bunt karierter Pulli.
Auf den Rückseiten bilden parallele nadel- oder speer-artige Elementen ein rundes Bild.
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